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Einmal Illmensee und zurück
„Alles klar, wir treffen uns dann am Illmensee“ sagte ich zu meiner Freundin, die dort mit ihren drei Mädels zwei Wochen Zelturlaub geplant hatte. Natürlich mit dem Auto. Gut 250 km – das schaffen wir doch mit dem Fahrrad! Ein alter Gepäckanhänger vom Flohmarkt und die Kinder, knapp ein und vier Jahre alt, zusammen in den Kinderhänger, das müsste klappen!
Eigentlich sollte man sich zeitig auf die Socken machen, wenn gut 100 km Strecke auf einen warten. Auch wenn uns das klar war, wurde es doch Nachmittag, bis wir die Anhänger mit allem Lebenswichtigen wie Zelt, Haferflocken, Fläschchen, Windeln und Kekse, um die Kinder bei Laune zu halten, gepackt hatten.
Kinder einpacken und los! Stopp! Keine 100 m hinterm Haus fiel uns an der Bahnschranke auf, dass wir unsere Wasserflaschen vergessen hatten. Also nochmal zurücksprinten, bevor es dann „freie Fahrt voraus“ bei strahlendem Sonnenschein hieß.
Es lief phantastisch und der Schweiß in Strömen, besonders nachdem wir uns an den Albaufstieg gemacht hatten. Der Schweiß lief hier noch mehr, aber die Fahrt kam deutlich ins Stocken. Auf schottrigem Waldboden drehten die Räder nicht selten durch und wir mussten schieben – auf die Idee, dass die Große ja laufen könnte, kamen wir erst auf der Rückfahrt. Tapfer kämpften wir uns voran. Endlich! Am späten Nachmittag um fünfe hatten wir den Aufstieg hinter uns. Komplett geschafft machten wir eine ausgedehnte Vesperpause und hätten unser Zelt am liebsten genau hier auf dieser Waldlichtung aufgeschlagen. Aber auch, wenn wir am Ende waren, unser Weg war es leider noch lange nicht. Genau genommen lag die halbe Strecke bis nach Sigmaringen noch vor uns. Zum Glück mit weniger Steigung…
Nachts um halb elf trudelten wir in unserem Etappenziel, dem Campingplatz in Sigmaringen ein. Auf die Idee, dass dieser in den Sommerferien knallvoll sein könnte, sind wir natürlich nicht gekommen, ebenso wenig, dass man – natürlich – seinen Personalausweis vorlegen muss. Ups, der ist zu Hause im dicken Portemonnaie geblieben… Wir wären beinahe ziemlich unfreundlich abgewiesen worden, aber als der Nachtwächter unsere beiden schlafenden Krümel im Fahrradanhänger sah, drückte er beide Augen zu, was wir nach Zeltaufbau und einer schnellen Portion Spaghetti aus der Packung auch taten.
Die Nacht war laut – irgendwie waren alle in Partystimmung, nur wir hatten andere Pläne. Mäßig ausgeruht und mit schmerzendem Rücken schwangen wir uns nach Frühstück und Dusche wieder auf unsere Räder. Die Kinder waren gut drauf und spielten mit ihren Kuscheltier‐Nashörnern – die mehrfach aus dem Hänger ausgebüxt sind. Auch wir waren guter Dinge, hatten wir doch den Albaufstieg hinter uns und die Sonne lachte. Aber „ätsch‐bätsch“ der Tag war nicht weniger anstrengend, ging es doch gefühlt stundenlang bergauf, unterbrochen durch ein paar Minuten ebene Strecke oder bergab (natürlich sieht das kilometermäßig anders aus, aber runter war immer so schnell vorbei…). In den Pausen übte Talida fleißig Laufen, während ich alle Viere von mir streckte.
Juhu! Ganze fünf Stunden früher als gestern erreichten wir unser Ziel, den netten Campingplatz Seewiese am Illmensee. Zur Feier des Tages gönnten wir uns nach dem Zeltaufbau eine leckere Pizza.
Gemeinsam mit unserer Freundin und deren Kindern verbrachten wir dort eine herrliche Woche mit planschen, wandern, entspannen und natürlich radfahren. Bei einem Abstecher zum Pfrunger Ried hatten wir unser Horror‐Erlebnis: Unser GPS lotste uns über Feldwege, die sich irgendwann im Nichts verloren und in hohem Gras und Buschwerk endeten, wo wir von Stechmücken und Bremsen nahezu aufgefressen wurden. Nichts wie raus hier! Leicht panisch kämpften wir uns mit Anhänger durch den Busch und wurden bei einer Rast am Naturschutzzentrum und später an einer Kneipe, wo wir hunderte kleiner Frösche fanden, wieder mit der Natur versöhnt.
Nach einer Woche herrlichen Wetters musste es am Aufbruchstag natürlich regnen… Zum Glück nur bis mittags, so dass wir schnell unser Zelt packten und mit Vollgas richtung Donau starteten, nicht ohne unterwegs noch ein Eis zu futtern. Mal wieder ziemlich geschafft kamen wir in Beuron an der Donau an – für den Rückweg hatten wir uns aus mehreren Gründen eine andere Strecke ausgesucht – und wollten nur noch auf den Zeltplatz rollen. Allerdings fanden wir zunächst keinen. Der nächste Fußgänger gab uns bereitwillig Auskunft, der Platz sei in Richtung Hausen, ungefähr noch 7 km. In dem Moment war ich so enttäuscht, ich hatte gedacht, wir hätten es für den Tag geschafft. Also mal wieder „Pustekuchen“ mit Ausruhen, jetzt hieß es erstmal weiterstrampeln. Aber was sind schon 7 km? Zumal der Campingplatz mit seinen alten Bauwagen ganz idyllisch an der Donau gelegen ist und uns diesmal eine ruhige und erholsame Nacht erwartete, so dass wir gestärkt zur letzten Etappe aufbrechen konnten. Mittlerweile waren wir ja fast Profis, wenn es um steile Anstiege auf Schotterwegen ging, vor allem weil Nora dann laufen durfte. Trotzdem wurde es über dem Nachhauseweg dunkel, aber was soll`s? Geschafft, glücklich und auch ein bisschen stolz darauf, die Herausforderung (und 3113 Höhenmeter) gemeistert zu haben, kamen wir wieder zuhause an. Und jetzt, mit neuem Radnachwuchs, würden wir es glatt noch einmal machen ‐ die beiden Großen fahren dann natürlich selber!